Zukunftsforscher, Umweltspezialisten, Klimaforscher, Sozial- und Naturwissenschaftler sind sich weitgehend einig: Die moderne Zivilisation befindet sich in einer kritischen Übergangsphase. Die Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen hat dramatische Formen angenommen. Künftige Generationen werden in einer schwer geschädigten Umwelt leben müssen. Die westliche Zivilisation hat sich von natürlichen Prozessen und Rhythmen abgekoppelt und eine langfristig nicht zukunftsfähige Lebensweise entstehen lassen, in der soziale Sicherheit abnimmt und seelische Krankheiten zunehmen.
Ob lokale Initiativen, nationale Gesetzgebungen oder internationale Konferenzen: Kein umweltpolitischer Ansatz hat bislang dazu geführt, unsere kollektive
Fahrt in immer größere Schwierigkeiten aufzuhalten. Umweltpolitische Maßnahmen haben lediglich die Geschwindigkeit der Zerstörung verringert.
Konventioneller öffentlicher Umweltschutz hat sich bisher überwiegend darauf beschränkt, Reparaturen an schwer geschädigten Ökosystemen vorzunehmen. Geschützt wird dabei meist nicht die Umwelt, sondern der Mensch vor der Bedrohung durch eine längst zerstörte Natur. Statt einen grundlegenden Wandel in unserem Umgang mit der Natur zu fördern, dient der konventionelle Umweltschutz weiten Teilen der Politik und Wirtschaft eher als ein Alibi, um im wesentlichen so fortzufahren wie bisher. Diesen nur umweltpolitischen Ansatz bezeichnen wir mit dem norwegischen Philosophen Arne Naess als „oberflächliche Ökologie“. Sie hat inder Vergangenheit wichtige Impulse gesetzt, heute wird jedoch offensichtlich, dass dieser Ansatz nicht ausreicht, um eine nachhaltig lebensfähige Weltgesellschaft zu ermöglichen.
Anthropologen und Kulturwissenschaftler weisen seit Jahren darauf hin, dass die Wurzel für die ökologische Krise unsere herkömmlichen Welt- und Menschenbilder sind. Um die Krise, mit der wir unseren Planeten bedrohen, aufzulösen, müssen wir Menschen unsere Rolle in der Welt neu bestimmen. Tiefgehender Wandel ist nur möglich, wenn sich in jedem einzelnen Menschen Denk- und Transformationsprozesse vollziehen, die sein Bewusstsein von Sich-Selbst und seiner Stellung in der Welt verändern. Diesen Prozess zu fördern, ist Aufgabe und Ziel der tiefen Ökologie.